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Irlandgroßfahrt 2016

Aktualisiert: 18. Feb. 2019

Regen ist gut.

Regen begleitete uns auf unse­rer gemischten Großfahrt nach Irland die meiste Zeit. Um frei zu zitieren: „Wir er­lebten Regen von oben und Regen von unten, Regen von rechts und Regen von links, Regen in großen Tropfen und Regen in kleinen Tropfen und einmal kam es uns sogar so vor, als käme der Regen von unten…“


Schauer erlebten wir häu­fig. Die Wolken brachen auf, es platschte herunter, wir zogen unsere Ponchos über und mar­schierten tapfer weiter, die Sonne kam hervor, wir begannen unter dem Plastik zu schwitzen, pack­ten die Ponchos wieder ein und ein neuer Schauer beehrte uns. Als wir nach wenigen Güssen dieser Art eine Taktik (Poncho aufrollen und über der Schulter tragen) etabliert hatten, konnten wir ohne große Unterbrechun­gen weiter wandern und uns mit unseren Reisegefährten und blö­kenden Kameraden anfreunden. (Für Schaffreunde ist Irland eine allseits anerkannte Empfehlung.)

Nebel ist etwas, an das man sich nach zwei Wochen Irland ge­wöhnt haben sollte. Es hat lusti­gerweise ziemlich viele Vorteile. Klar, man wird ein bisschen nass, aber dafür ist er beim Wandern schön erfrischend. Wenn man dann endlich auf einem Pass angekommen ist, sieht er seine Stunde kommen und verzieht sich mit unglaublicher Geschwin­digkeit, damit man die wunder­schöne Aussicht auch genießen kann. Und schöne Aussichten gibt es ziemlich viele.

Matsch fließt auf Ponchos und dringt in den Schlafsack. (Eine Eigenschaft für die wir ihm nicht sehr dankbar sind…) Wir verdan­ken ihm ein scheußliches Erwa­chen und einen komplett durch­weichten Wandertag und danach zwei Tage in einem Unterschlupf am Meer, was abenteuerlicher klingt, als es ist. Matsch also. Er kommt übrigens auch durch die Wanderschuhe. (Eine weitere „tolle“ Eigenschaft…)

Eigentlich kommt er überall hin.

Wasser an sich ist auch eine tolle Sache. Zumeist… Wir konn­ten es filtern und so überall un­sere Wasserflaschen füllen, er­hielten es aber natürlich auch von freundlichen Leuten aus dem Hahn. Wasser überschwemm­te aber auch unsere Wege und brachte uns dazu, abenteuerliche Kletterversuche über naheste­hende Bäume zu wagen. (Zumeist auch mit Erfolg.)

„It’s raining cats and dogs.“ sagen die Engländer (und auch die Iren). Vielleicht muss man das bestätigen? Die Hunde und Katzen, denen wir aber tatsäch­lich begegneten, waren alle sehr freundlich, alt und hüteten treu Schafherde oder die Pantoffeln ihrer überaus gastfreundlichen Herrchen. Wir wurden in Betten einquartiert und bewirtet, freund­lich angestrahlt und oft sogar mit allerlei Köstlichkeiten oder Land­karten beschenkt.

Nässe zog sich häufig durch Ponchos und JuJas, klebte an uns, forderte Tribut. (Schnup­fen ist keine schöne Sache, nein, nein.) Wenigstens haben Pferde, Schafe und all diese Wiesenbe­wohner Irlands ein dickes Fell. In einer Scheune lernten wir ein junges Kalb kennen, an einem Berghang zwei kleine Ponys und überall sonst Katzen, Schafe, Kühe und Pferde. Sogar zwei Bul­len. (Und sie haben uns nicht ge­fressen…)

Ein weiteres Synonym für Re­gen – Will mir gerade nicht in den Sinn kommen. Schade. Heißt das, mein Bericht ist nun zu Ende? Nein! Das ist er noch nicht ganz. Es gibt da nämlich noch ein Ge­heimnis zu erzählen: Wir hatten auch mal Sonne. Ja, da staunst du! Ich habe ein bisschen ge­trickst. Zwei ganze Tage habe ich ausgelassen und ein paar Mal die halbe Stunde Regenpause und ein paar sonnige Nachmittage und ein bisschen anderes Zeugs wie wärmendes Feuer, trockene Schlafplätze und unsere wunder­same Flugreise.

REGEN ist nun mal das, was hängen bleibt. (Nicht nur in den Haaren und Gesichtern) Regen ist wunderschön und Regen ist beängstigend. Regen macht ein Dach über dem Kopf zu einer Be­sonderheit und zeigt die wichti­gen Dinge des Lebens. Regen ist gut. (Mal ganz ehrlich, wir alle hassen Regen, oder?!)

Regen macht Fenster erloschen und blind,

baut als Wand stumpf und düs­ter sich auf.

Regen zerfetzt deine Stimme im Winde,

lässt dich warten, du weißt nicht vorauf.

Doch Regen weckt munter und klar, was einst unfruchtbar.

In allen Dingen steht ein Lied.

Regen berauscht den Fluss, dass er sich fragen muss,

was da mit ihm so plötzlich ge­schieht.


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